Ketamin ist ein Medikament, das vor allem in der Anästhesie zur Schmerzbekämpfung und Kurznarkose eingesetzt wird. Es hat auch eine Zulassung zur Behandlung von Menschen mit schwerster asthmatischer Luftnot. Und seit einiger Zeit gibt es Zulassungen für bestimmte Ketamin-Varianten auch für die Behandlung von depressiven Störungen. Diese Ketamin-Medikamente mit einer Verabreichung über die Nase sind zurzeit in Deutschland ambulant noch nicht verfügbar – aber genau das gleiche Ketamin ist für die Infusion jederzeit verfügbar. Wir setzen Ketamin deswegen als Infusion bei Patienten mit sogenannten „therapieresistenten“ Depressionen ein.

Ketamin ist recht nebenwirkungsarm, es werden über einen Zeitraum von mehreren Wochen Infusionen durchgeführt und bei Patienten, die auf diese Therapie ansprechen, eine Stabilität über Monate erlangt, die zuvor nicht erreichbar schien.

Während der Anwendung kann es zu einer leichtgradigen Sedierung kommen, auch kann ein dissoziatives Erleben bemerkt werden. Das bedeutet, dass man den Zustand zwischen Wach und Schlaf mit einer Reduktion der Körperwahrnehmung im Hier und Jetzt bemerkt.
Zudem kann es zu einem Gefühl des „im Raum schwebens“ kommen oder zu der Wahrnehmung von Tönen und Farben. Das wird in der Regel vom Patienten als angenehm oder erleichternd beschrieben, kann aber auch einmal Sorgen auslösen und „merkwürdig“ wahrgenommen werden.

Die wesentlichen Nebenwirkungen, etwa Blutdruckerhöhung und Beschleunigung des Pulsschlags, werden hier durch eine Überwachung mit einem entsprechenden EKG-Monitor und Sauerstoffsättigung kontrolliert und ggf. auch behandelt. Die Nebenwirkungen der Ketaminbehandlung, auch das Gefühl des Ketaminrausches, hören nach der Behandlung innerhalb weniger Minuten auf. Die positiven Effekte auf die depressiven Störungen hingegen können monatelang anhalten.